Andacht Januar 2024

Jesus Christus spricht:
Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.


Markus 2, 17

Ein liederliches Leben führt dieser Jesus aus Nazareth! Das zumindest glauben die Frommen und Spezialisten der Gottesgelehrsamkeit in Jerusalem. Denn wie sonst sollen sie es sich erklären, dass er mit Huren und Halsabschneidern Gemeinschaft hat, dass er mit ihnen redet und isst. Das tut man nicht als anständiger Mensch!

Wie oft findet man auch heute noch - auch und gerade unter frommen Christen! - die Einstellung, dass „jeder Mensch seines Glückes Schmied“ ist und „wie man sich bettet so liegt man“. Wer durch unbedachtes Handeln oder durch äußeren Zwang auf die schiefe Bahn gerät, soll sehen, wie er da wieder runter kommt. Ist doch selber schuld, der Alkoholiker: zwingt ihn doch keiner zum Saufen! Hat sie sich doch selbst eingebrockt, die ledige Mutter mit fünf Kindern von fünf verschiedenen Vätern: muss sie denn mit jedem gleich ins Bett gehen?

Kürzlich haben wir in einer (Senioren-)Bibelstunde uns mit Jesu Rede vom Weltgericht beschäftigt (Matthäus 25, 31-46). Insbesondere die Verse haben uns sehr beschäftigt, in denen Jesus davon redet, dass er die Schafe von den Böcken, die „guten“ Menschen von den anderen trennen wird. Er schließt mit den Worten: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25, 40 b). Wir kamen auf die Bettler in der U-Bahn und in den Geschäftsstraßen und stellten fest, dass es schwer ist, allen und stets ohne innere Zweifel zu geben. Und mancher bewährte Christ war empört bei dem Gedanken, dass man eben helfen muss, ohne vorher zu fragen, ob die Not echt oder selbst verschuldet ist. „Und wenn der meinen Groschen anschließend gleich versäuft?!“

Zu all den krummen Gestalten, die menschliches Leben hervorbringt, zu all denen, die an Leib und Seele krank sind, zu allen, die nachts weinen und sich vor dem Morgen fürchten, ist Jesus gekommen. Ihnen allen geht er entgegen, ihnen allen bietet er seine Hilfe an.

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11, 28) Und wie will er das tun? Es ist keine Salbe und keine Psychotherapie, die er anbietet. Es ist auch keine Befreiung von seelischen und körperlichen Lasten, im Gegenteil, er legt noch etwas drauf! „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11, 29-30)

So, wie in der Reha der behinderte Körper gerade durch die so lästige Bewegung wieder in Gang kommt, so wird der Mensch wieder heil, indem er sich von Jesus „an die Leine legen lässt“. „Lernt von mir“, „nehmt auf euch mein Joch“ – das rät er denen, die allein nicht mehr mit ihrem Leben klarkommen. „Lasst euer Leben los, überlasst mir die Leitung eures Lebens, macht, was ich euch sage, dann werdet ihr frei werden, von allem was euch jetzt noch Mühe macht.“ Aus eigener Erfahrung kann ich diese Therapie nur empfehlen – sie wirkt!!!!

Und warum kommt er nicht zu den „Gesunden“? Die brauchen ihn ja nicht. Oder richtiger: sie meinen, ihn nicht zu brauchen. Aber irgendwann gehen ihnen hoffentlich die Augen auf und sie sehen ihre „Krankheiten“. Dann sind auch sie eingeladen zum Arzt Jesus.

Auch Sie dürfen in seine Sprechstunde, wenn Sie es wollen! Kommen Sie bald!

Ulrich Lorenz, Berlin