Andacht November 2025

Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen.


Jesaja 2, 4

Dem Bild, „Schwerter zu Pflugscharen“ zu schmieden, widerfuhr ein ähnliches Schicksal, wie den Schilderungen der Bibel vom Paradies: Menschen mühten sich mit eigenen Kräften, diese biblischen Visionen auf der Erde wirklich werden zu lassen. Viel Engagement wurde investiert, manchmal sogar Blut vergossen und Leid bereitet: vergebens.

Das Bild, dass Menschen ihre Waffen in Werkzeuge umarbeiten, um so Frieden zu ermöglichen, entsteht vor rund 2700 Jahren in Israel. Die Worte des Propheten Micha wurden bei uns am bekanntesten. Er verkündigt sie angesichts furchtbarer Erfahrungen und drohender Vernichtung: das Nordreich Israel wurde erobert und vernichtet, die Überlebenden sind verjagt und umgesiedelt worden. Dem Südreich Juda droht unmittelbar das gleiche Schicksal; Jerusalem, die Stadt des Tempels Gottes, ist voller Flüchtlinge aus dem Umland. Doch Jerusalem wird von einem mächtigen Heer belagert. Die Menschen in der Stadt sind starr vor Furcht, die Angst treibt sie um.

In diese Lage hinein verkündigen Micha und - wort- und zeitgleich - der Prophet Jesaja das Trostwort vom Frieden Gottes: Gott wird die Völker richten und „dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ (Micha 4, 3; Jesaja 2, 4, Einheitsübersetzung).

Die unmittelbar drohende Gefahr für die Stadt Jerusalem wird noch einmal abgewendet, doch das Land Juda wird erobert und verwüstet. Doch 125 Jahre später wird Jerusalem auch erobert und die Bewohner ins Exil getrieben, in die Babylonische Gefangenschaft. Hatte Gott keine Macht, keine Lust, für Frieden in seiner Schöpfung zu sorgen?

Gott antwortet, indem er durch seinen Propheten Sacharja die Selbstüberschätzung der Menschen zurechtrückt: Es kann nicht Menschenkraft und nicht Menschenverstand Gottes Werke beginnen oder vollenden, das kann nur Gottes Geist (vgl. Sacharja 4, 6). Schwerter zu Pflugscharen ja, aber nicht durch menschliches Bemühen, sondern durch den Heiligen Geist.

Und durch seinen Sohn Jesus, unseren Herrn: „In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ (Johannes 16, 33b) Immer wieder und unermüdlich lädt er die Menschen ein, ihr Leben umzukehren. Es kann nichts erfolgreich sein, was nicht von Gott hergedacht und getan wird. Leben kann nur gelingen, wenn ich nicht von mir aus an die Lebensaufgabe herangehe, sondern mich Jesus anvertraue, seinem Vorbild folge: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“ (Matthäus 11, 29)

Deshalb gibt es in Zeiten der Angst und der Not den Bußtag - in diesem Jahr ist es der 19. November - an dem Christen im Gebet darum bitten, Jesus möge ihr Leben umkehren, es zu ihm wenden (denn das ist mit dem Wort Buße gemeint). Wenn wir unseren Umgang mit Gott und miteinander nicht grundlegend ändern, werden wir von Angst und Not nicht loskommen.

„Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben“ verspricht uns Jesus (Matthäus 11, 28). Nur dann verlieren wir die Angst vor dem Leben, vor dem, was wir Schicksal nennen, was unbekannt im Morgen auf uns zukommt. Nur dann gewinnen wir Ruhe im Herzen und in der Seele, weil wir geborgen sind bei Jesus, unserem Herrn.

Ulrich Lorenz, Berlin