Andacht Oktober 2025
Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen.
Offenbarung 3, 8
„Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn“ brüllt der Türwächter dem Sterbenden ins Ohr. Zeit seines Lebens hatte dieser vor der Tür auf Einlass gewartet und sich nicht hineingetraut. So schildert es uns Franz Kafka in seiner Kurzge¬schichte „Vor dem Gericht“.
Ganz anders Jesus. Auch er spricht in Gleichnissen vom wahren Leben. Es ist das Leben unter Gottes Führung. Mit einer sehr wertvollen Perle vergleicht er es (Matthäus 13, 45f). Und der Mensch, der weiß, dass sein Streben nach dieser „Perle“ nicht vergebens sein wird, lässt nicht locker und sucht so lange, bis er Erfolg hat: er findet die „Perle“, das wahre Leben unter Gottes Führung, und gibt alles andere dafür auf.
So wie es im Zusammenhang mit der Monatslosung der kleinen Gemeinde in der Provinz Asien von Jesus in der Offenbarung des Johannes versichert wird: „Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.“
Jesus hält die Tür auch für uns auf. Wir sind eingeladen, auch mit schwacher Kraft danach zu streben, unser Leben in Jesu Hände zu legen, uns seiner Führung anzuvertrauen. Er als Gottes Sohn wurde Mensch und weiß wie uns oft zumute ist. Er weiß wie leicht wir resignieren, wie leicht uns die Kräfte verlassen wollen. Deshalb hält er uns die Tür offen zu seinem Vater.
Es liegt an uns, durch diese Tür zu gehen. Dann werden wir erleben, dass unser beklommenes Leben frei wird und mutig; wir empfinden Geborgenheit auch in der Not des Körpers und der Seele, wenn Krankheiten uns plagen oder wirtschaftlicher Verlust droht.
Es liegt also an uns, ob wir bis zu unserem Tode vor dieser Tür stehen bleiben, wie der Mensch in der Geschichte von Franz Kafka, oder ob wir rechtzeitig den Schritt gehen den Jesus uns anbietet: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11, 28)
Ulrich Lorenz, Berlin