Andacht Dezember 2023

Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft,
dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,
dass sie laufen und nicht matt werden,
dass sie wandeln und nicht müde werden.


Jesaja 40, 31

Es ist ein gewaltiger Text, der durch den Monatsspruch für den Dezember abgeschlossen wird. Allein schon die Worte, die der Prophet wählt, vermitteln die Macht und Herrlichkeit Gottes.

„Tröstet, tröstet, mein Volk! spricht euer Gott“ - so leitet der Prophet diesen Abschnitt seiner Kündung ein. Gott kommt zu uns - das ist die Aussage des Propheten für die Menschen nicht nur seiner Zeit - auch wir feiern im Advent die Ankunft Gottes bei den Menschen in der Krippe zu Bethlehem. Wir haben - anders als die Menschen, zu denen der Prophet Jesaja sprach - sogar erlebt, wie Gott in seinem Sohn Jesus Christus zu uns kam. Wir erleben, dass Gott in Jesus Christus in unser Leben hier und heute kommt.

Das ist ja das Besondere am christlichen Glauben: es handelt sich sowohl um ein historisches Geschehen, als auch um ein existentielles Ereignis im Leben eines jeden Christen. Wir Christen stehen nicht wie andere in der Mitte zwischen einem Ereignis in der fernen Vergangenheit und dem Himmelreich nach unserem Tode. Nein, wir erleben, dass die Zusage „Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28, 20) jedem Menschen angeboten ist und für jeden Christen ständig Wirklichkeit ist.

Ich spreche regelmäßig mit einer Frau im Alter von 96 Jahren. Der Krieg vertrieb sie aus Pommern. Wer eine Vorstellung von der deutschen Geschichte in den letzten 70 Jahren hat, weiß, was sie erlebt haben muss. Aber sie sagt mit Festigkeit - auch im Hinblick auf ihre schwindenden Körperkräfte - „ich habe Vieles und vieles Schwere in meinem Leben erlebt. Aber der Herr Jesus hat mich vor allem Bösen bewahrt. Er wird mich auch in meiner letzten Zeit durchtragen.“

Und so verstehen wir den Propheten Jesaja, wenn er zum Abschluss seiner gewaltigen „Botschaft des Herrn von der Erlösung“ (so die Überschrift dieses Kapitels in einer Bibel) zu der festen Zusage kommt: „die auf den Herrn harren, gewinnen neue Kraft: sie heben die Schwingen empor wie die Adler; sie laufen und ermatten nicht, sie gehen und ermüden nicht.“

Wir sehen es bei anderen, wir können es selbst erleben: wer sich voller Vertrauen auf Jesus einlässt, wer sein Leben in Gottes Hand legt, wird immer wieder voller Zuversicht in den nächsten Tag schauen, wird sich freuen auf das, was das Heute ihm bringen wird. Er wird nicht resignieren, nicht in Depression verfallen und sich nicht an Vergangenes hängen - sei es schlimm, sei es schön gewesen. In uns wird es hell und heiter, auch im Schweren.

Mit der Geburt Jesu in Bethlehem kommt das Licht in die Welt. „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Johannes 8, 12) So ist es! Jeder kann es in seinem eigenen Leben erfahren, er muss es nur wollen. Wollen Sie?

Gesegnete Weihnacht!

Ulrich Lorenz