Andacht August 2023

Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN,
und Leibesfrucht ist ein Geschenk.


Psalm 127, 3

"Wenn ich gewusst hätte, wie viel Spaß Enkel machen, hätte ich die zuerst bekommen." Das steht auf einem Bild, das meine Frau sich in der Küche an die Wand gehängt hat. Dazu sieht man zwei muntere Kinder toben.

Der logische Purzelbaum in diesem Satz, der zum Schmunzeln anregt, deutet darauf, dass Kinder den Eltern Mühe machen: sie müssen ernährt und bespielt werden, ihre Erziehung kostet Geduld und Nerven. Enkel dagegen sind für die Großeltern ein Vergnügen: wenn man müde ist, liefert man sie einfach wieder bei ihren Eltern ab. Die Großeltern können also die Meinung des Psalmbeters bestätigen. Aber die Eltern? Die haben doch nur Mühe und Plage - oder nicht?

Wenn man sich den ganzen Psalm anschaut - er gehört mit seinen 5 Versen zu den kürzeren Psalmen - erkennt man, dass der Monatsspruch Teil einer Planungsvorlage für junge Paare ist. Da ist vom Hausbau die Rede und von der richtigen Tageseinteilung - genauer: von einer richtigen Lebenseinteilung. Denn Gott, der Herr, gibt Segen und Gedeihen zu allem, was wir beginnen. Ohne ihn geht gar nichts.

Und Gott, unser himmlischer Vater, ist klug und weiß, dass es für zwei junge Leute ein Schock sein kann, wenn sie plötzlich Eltern werden. Da liegt nun der kleine Mensch, hat Bedürfnisse und kann sich nur schlecht verständlich machen. Ich weiß noch wie es war, als meine Frau samt neugeborener Tochter erstmals bei uns zu Hause waren: wir saßen am Tisch und redeten über die Gegenwart und die Zukunft, das Baby schlief im Bettchen. Wir redeten und redeten, bis das Baby anfing zu brüllen. "Was hat sie nur?" fragten wir uns ratlos. Wir nahmen sie vorsichtig hoch, legten sie wieder hin, aber das Brüllen wurde nur heftiger. Schließlich hatten wir die Erleuchtung: "Hunger!" Der ließ sich stillen und damit das Baby. Und so ging es weiter - wir lernten im Tun. Das hat Mühe gekostet und Schlaf und Verzicht. Aber zugleich wurde uns unaussprechliches Glück geschenkt im Umgang mit dem Kind.

Zur Zeit des Psalmbeters hatten Kinder eine direkte Bedeutung für die Altersversorgung: die Kinder sorgten für die Eltern, wenn diese nicht mehr arbeitsfähig waren. Daran hat sich heute nur wenig geändert, wenn auch der direkte Bezug zwischen den Rentenversicherungsbeiträgen der Kinder und der Rente der Eltern fehlt. Doch ist diese Ordnung eine weise Einrichtung unseres himmlischen Vaters, der ja nicht nur der Schöpfer, sondern auch der Bewahrer der Schöpfung ist. So ist dafür gesorgt, dass die Generationen der Menschen für einander da sind. "Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Brief an die Galater 6, 2) So, wie die Eltern in der Pflicht Gott gegenüber die Last der Erziehung der Kinder getragen haben, so tragen diese in der Nachfolge die Last des Unterhalts für ihre Eltern.

Und das Schöne: Unter dem Segen Gottes schaffen sich die Generationen gegenseitig Freude. Die Kinder den Eltern, wenn die für sie sorgen, und später die Eltern den Kindern. Leider lässt sich das in einer Großstadt nicht mehr so deutlich leben, wie in bäuerlichen Gemeinschaften, in denen das Altenteil, die Zimmer der alten Eltern, sogar räumlich mit dem Haus der Familie verbunden sind und man sich täglich am Esstisch vereint zu Gebet, Danksagung und gemeinsamer Mahlzeit trifft.

Aber auch wenn wir das heute anders leben: der Segen des himmlischen Vaters liegt allemal darauf. Denn er versichert uns: "Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben und tragen und erretten." (Jesaja 46, 4)

Ulrich Lorenz